Was ist denn eure erste Reaktion, wenn euch jemand freudestrahlend erzählt: "Ich bin schwanger!"? Wahrscheinlich würdet ihr euch für diese Person freuen und ihr gratulieren, oder?
Nun stellt euch die gleiche Situation vor, nur dass die Mutter eine körperliche kognitive oder psychische Beeinträchtigung oder aber eine chronische Erkrankung hat - in diesem Fall kommt es heuzutage leider noch oft vor, dass Menschen entweder nicht wissen, wie sie darauf reagieren sollen, auf ein anderes Thema lenken oder aber als erste Reaktion nicht die Freude folgt, sondern Zweifel im Sinne von: "Wie stellst du dir das vor?", "Wie soll das gehen?", "Was wird denn das Jugendamt sagen?", "Werden Sie dir das Kind etwa wegnehmen?
Aber warum? Warum wird das Mutterglück in diesem Fall durch eine Menge von Zweifeln, Fragen und bewertenden Annahmen sowie Stereotypen getrübt, und damit auch die Erziehungsfähigkeit sowie die Selbstkompetenz der Mutter in Frage gestellt?
Mit welchem Recht wird hier das individuelle Glück, mit zweierlei Maß bewertet?
- Ist denn eine werdende nicht-behinderte Mutter automatisch die "Bessere"?
- Hat denn jede nicht-behinderte werdende Mutter von Vornherein schon einen ganz genauen und fehlerlosen Plan?
- Braucht eine werdende nicht-behinderte Mutter, gerade in den ersten Lebenjahren, denn keine Unterstützung des sozialen Umfelds?
- Macht sich eine werdende nicht-behinderte Mutter, denn keine Sorgen um ihre finanzielle Lage oder berufliche Zukunft?
- Ist eine nicht-behinderte Mutter, denn nie mit ihrem Kind überfordert?
All diese Fragen können ganz klar mit "Nein" beantwortet werden. Dennoch wird einer Mutter ohne Beeinträchtigung viel weniger Skepsis entgegengebracht. Auch muss diese bei Weitem nicht in gleichem Maße, Behörden und Ämtern von ihren "mütterlichen Fähigkeiten" überzeugen.
Dabei haben beide Fälle meistens eines gemeinsam: Mutterliebe. Ist das denn eigentlich nicht die größte und wichtigste Ressource für Mutter und Kind?
Diese Haltung zeigt, wie wenig dieses Thema in unserer Gesellschaft präsent ist und wie weit wir von Inklusion und Gleichberechtigung noch entfernt sind!
Für alle, die es noch nicht realisiert haben: Wir leben im 21 Jahrhundert. Da sollte es keine Ausnahme oder Sensation sein, dieses Menschenrecht umsetzen und ausleben zu dürfen, sondern Normalität!
Und zwar im Sinne des Kindes: mit so viel oder so wenig Unterstützung wie nötig, ohne dafür an den Pranger gestellt zu werden, sondern um so für Mutter und Kind, die notwendige Versorgung sicherzustellen und die gewünschte Lebensqualität zu ermöglichen!

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